Kleine Materialkunde & Pflegehinweise für Außenküchen & Grills

Eine hochwertige Außenküche ist eine Investition fürs Leben. Damit die Freude daran lange anhält, ist es wichtig, die verwendeten Materialien zu kennen und richtig zu pflegen. Vor allem Edelstahl und Pulverbeschichtungen spielen bei Outdoor-Küchen eine zentrale Rolle. Im Folgenden erklären wir die Unterschiede, Einsatzzwecke und geben praktische Tipps zur Pflege.

 

Edelstahlarten Bei Grills & Außenküchen – Einsatzzwecke und Eigenschaften

 

Edelstahl ist nicht gleich Edelstahl

Edelstahl wird oft in einen Topf geschmissen und mit „nicht rostend“ gleichgesetzt. Tatsächlich gibt es jedoch extrem viele verschiedene Legierungen die abhängig vom Einsatz- bzw. Einflussfaktor unterschiedlich Korrosionsbeständig sind. Entscheidend ist nicht eine „bessere“ oder „schlechtere“ Qualität, sondern der passende Einsatzzweck. Nicht jedes Bauteil kann und sollte aus der gleichen bzw. höchsten Legierung gefertigt werden – das wäre kontraproduktiv und würde Produkte unbezahlbar machen. Stattdessen wird der Edelstahl gezielt nach Beanspruchung und Umgebung ausgewählt.

 

Edelstahl 430 – solide für mitteleuropäische Bedingungen

  • Einsatzgebiet: Häufig für Module und Möbel im Außenbereich eingesetzt, oder auch bei Haushalts, Küchen- oder medizinischen Geräten.
  • Eigenschaften: Gute Korrosionsbeständigkeit für typische mitteleuropäische Wetterbedingungen.
  • Grenzen: Bei starker und/oder dauerhafter Salz- oder Chlorbelastung (Pool, Teich, Küstennähe, Salze, chemische Industrie) nicht optimal. Es kann dann Flugrost entstehen und ein erhöhter Pflegeaufwand ist zu berücksichtigen.

 

Edelstahl 340 / V2A – bewährt im Barbecue-Bereich

  • Einsatzgebiet: Besonders im Grill- bzw. BBQ-Bereich oder bei Bauteilen mit thermischer Belastung weit verbreitet
  • Eigenschaften: Durch höheren Legierungsanteil etwas widerstandsfähiger gegenüber Rost als 430.
  • Besonderheit: Unter extremer Hitze kann es auch bei V2A zu thermischer Korrosion kommen – die Schutzschicht wird punktuell angegriffen, wodurch Rost entstehen kann. Aus diesem Grund sind manche Bauteile (z.B. Zündbrücken) in der Grill Brennkammer als Verschleißmaterial zu betrachten.

 

Edelstahl 316 / V4A – Marine-Edelstahl für Sonderfälle

  • Einsatzgebiet: „Marine-Grade“-Edelstahl für aggressive Umgebungen mit hoher Säure- oder Salzbelastung, z. B. chemische Industrie, Yachten, Pool, Chloranlagen usw.
  • Eigenschaften: Durch Molybdän besonders widerstandsfähig gegen Chloride, Salz und organische Säuren.
  • Praxis: Ganze Grills bestehen selten aus 316, da dies unwirtschaftlich wäre. Punktuelle Einsatzbereiche können sinnvoll sein – z. B. bei Flammenabweisern, die gleichzeitig stark durch Salze und Hitze belastet werden. Grillroste bestehen dagegen nahezu ausschließlich aus V2A-Edelstahl, der für den Einsatzzweck ideal geeignet ist.

 

Exkurs: Grillroste – Edelstahl oder Gusseisen?

Eine häufige Frage beim Thema Grill ist die Wahl des Rostmaterials.

  • Gusseisen: Im unteren und mittleren Preissegment sind Grillroste oft aus Gusseisen gefertigt. Der Vorteil liegt in der hohen Masse zu einem günstigen Materialpreis und der damit verbundenen Wärmespeicherung – so entsteht ein intensives Branding. Gusseisen erlaubt außerdem vielfältige Formen bei der Herstellung, was besondere Strukturen oder Kontaktflächen möglich macht. Allerdings kann Gusseisen rosten und ist bruchanfälliger, was einen höheren Pflegeaufwand bedeutet.
  • Edelstahl: Im Premium-Bereich kommen meist dicke Edelstahlroste (V2A) zum Einsatz. Sie sind zwar teurer, dafür pflegeleichter, da sie nicht so rosten und mechanisch robuster sind als Eisen(guss). Bei entsprechender Masse speichert Edelstahl natürlich ebenfalls viel Energie/Hitze, besitzt jedoch keine ganz so gute Wärmeleitfähigkeit (dh. aufnehmen und wieder abgeben der Energie) wie Eisen, was bei Premiumgrills aber nicht so ins Gewicht fällt weil diese meist über extrem leistungsfähige Brenner verfügen.
  • Edelstahlguss-Roste: Oft wird behauptet, diese würden „das Beste aus beiden Welten“ vereinen. Tatsächlich unterscheidet sich die Wärmeleitfähigkeit kaum von normalem Edelstahl. Der Vorteil von Guss (egal ob Eisen oder Edelstahl) liegt vor allem in den Formgebungsmöglichkeiten, nicht in einer besseren Wärmeleitfähigkeit. Guss ist bei gröberer Gitterstruktur dann aber auch allgemein ggf. Bruch- und Rostanfälliger.

 

Fazit Edelstahlarten und Legierungen:

  • Edelstahlarten: Es gibt viele verschiedene Arten von Edelstahl die für unterschiedliche Einsatzzwecke und unterschiedlich starke Belastung und Verarbeitungsfähigkeit (Tiefziehbarkeit, Schweißbarkeit, Polierbarkeit, Biegefähigkeit) im Kontext eines sinnvollen Preis/Leistungs Verhältnisses  ihre Berechtigung haben. Einen noch tieferen Einblick über Arten, Eigenschaften und Einsatzgebiete von verschiedenen Edelstahlsorten bietet der entsprechende Wikipedia Beitrag.
  • Edelstahl kann rosten: Abhängig von den äußeren Einflüssen kann nahezu jeder Edelstahl Rost bzw. Flugrost bilden. Neben chemischen (Salze, Säuren, Chloriden usw.) können auch thermische Einflüsse ein Rosten begünstigen. So ist insb. im Grillinneren oder auch an innenliegend/schwer zugänglichen Schweißnähten Rost eher zu beobachten und teilweise nicht zu vermeiden.
    Zudem kann sich die Korrosionsbeständigkeit der Materialen auch verändern. z.B. hat 316 Edelstahl zwar grundsätzlich eine hervorragende Korrosionsbeständigkeit bzgl. Säuren und Salzen, wird er jedoch Temperaturen 500-900° ausgesetzt, nimmt die Korrosionsbeständigkeit des 316 Edelstahl massiv ab. Da Infrarotbrenner von Grills diese Temperaturen erreichen können ist z.B. bei Grillrosten trotz permanenter Salzbelastung V2A die beste Wahl.

 

Pulverbeschichtung im Außenbereich

Neben blankem Edelstahl kommt zur Farbgebung auch Pulverbeschichtung zum Einsatz und hat sich bei Möbeln, Fassaden, Carports oder Fensterrahmen im Außenbereich bewährt.

 

Eigenschaften der Pulverbeschichtung

  • Die Pulverbeschichtung ist eine zusätzliche Schicht, die in einem Brennverfahren aufgetragen wird.
  • Fingerabdrücke sind weniger sichtbar (als bei Edelstahl),  die Optik bleibt im Alltag länger gleichmäßig.
  • Bei hartnäckigem Schmutz oder eingebrannten Rückständen ist die Reinigung schwieriger als bei Edelstahl, da Kratzen, Scheuern oder Nutzung von aggressiven Reinigungsmitteln nicht möglich ist.
  • Eine Pulverbeschichtung dient auch als (zusätzlicher) Korrosionsschutz der darunter liegenden Materialen.
  • Eine aufgetragene Schicht oder Farbe ist physikalisch immer einer Patina (UV oder mechanisch) ausgesetzt und Bedarf der richtigen Pflege.

 

Reinigung und Pflegehinweise

 

Edelstahl richtig pflegen

  • Eine gewisse Patina (Mikrokratzer und Schleifspuren) bildet sich immer – das ist normal.
  • Reinigung auch mit kräftigeren Mitteln möglich; bei Bedarf sind sogar scheuernde/schleifende Hilfsmittel erlaubt – mit den Opportunitätskosten einer “geschliffenen Optik” und Materialabtragung.
  • Es sind diverse Edelstahlreiniger am Markt verfügbar.
  • Bitte beachten, dass hohe Temperaturen (im Grill oder beim Schweißen) zu einer farblichen Veränderung (Anlauffarbe) des Edelstahls führen kann, was nur aufwendig zu reinigen ist.

 

Pulverbeschichtung richtig reinigen und pflegen

  • Ebenfalls normale Patina-Entwicklung im Außenbereich.
  • Reinigung nur mit lauwarmem, reinem (Kalk- und Salzfrei) Wasser ggf. mit sehr geringen Zusätzen von neutralem Reinigungsmittel (pH7). Reinigungsmittel und Oberflächen sollten max. 25°C betragen und die Reinigung sollte nicht während Sonneneinstrahlung erfolgen. Reinigungsmittel sollte max. 1h einwirken und dann mit reinem Wasser abgewaschen werden.
  • Keine scheuernden Mittel, Glasreiniger, Allesreiniger, Entfetter, Edelstahlreiniger oder Reinigungsmittel unbekannter Zusammensetzung verwenden. Achtung: insb. ölige Edelstahlreiniger zeigen kurzfristig einen optisch ansprechenden “Nasseffekt”, greifen die Pulverbeschichtung aber an und führen zu Schäden.
  • Niemals Dampfdruck- oder Hochdruckreiniger nutzen.
  • Zur (Farb)Auffrischung sind speziell für Pulverbeschichtungen geeignete, pH-neutrale Pflegemittel am Markt verfügbar.

 

Zusammenspiel verschiedener Materialien

Eine Outdoor-Küche kombiniert oft unterschiedliche Materialien. Hierbei gilt:

  • Edelstahlreiniger nur auf Edelstahl anwenden.
  • Nach dem Reinigen eines Edelstahlgrills bzw. Edelstahl Bauteilen darauf achten, dass Regen oder Spritzwasser keine aggressiven Substanzen auf pulverbeschichtete Flächen überträgt.

 

Fazit

Ob Edelstahl oder Pulverbeschichtung – beide Materialien sind robust und langlebig, wenn sie richtig eingesetzt und korrekt gepflegt werden.

  • Edelstahl: hohe Widerstandsfähigkeit und einfache Reinigung, benötigt aber mehr Aufmerksamkeit bei Fingerabdrücken und Patina.
  • Pulverbeschichtung: edle, gleichmäßige Optik und zusätzliche Schutzschicht, verlangt jedoch eine schonendere Pflege.

So bleibt die Außenküche über viele Jahre hinweg funktional und optisch ein Highlight.